Die Gesellschaft stellt sich vor

Ein erster Hinweis auf die Gesellschaft findet sich in der Zugordnung 1864, damals unter dem Namen Hain- und Mühlwegstraße. Im Laufe der Jahre änderte sich häufiger der Name, bis man sich 1950 auf Männergesellschaft Hain-Strasse. einigte.

Grenzstreitigkeiten zwischen der Stadt Biedenkopf und ihren Nachbargemeinden lassen sich aktenmäßig zurückverfolgen bis ins frühe 16. Jahrhundert. Aus ihnen und den sie schlichtenden landgräflichen Verordnungen sind die mehr oder weniger regelmäßigen Grenzbegehungen früherer Zeiten abzuleiten. Diese wiederum verloren ihren amtlichen Charakter immer mehr und ließen nach den Absteinungen unserer Stadtwaldgrenzen in den Jahren 1777 und 1821 um die Mitte des 19. Jahrhunderts das Grenzgangsfest entstehen.

Ob schon bei der Organisation der ersten Feste (1839 - 1864) die Straßengesellschaften in Erscheinung getreten sind, ließ sich schriftlich nicht belegen, die überlieferte Zugordnung des Grenzgangs 1864 zeigt aber, dass die Bürger hier bereits nach Straßen gegliedert waren. Hier finden auch die Hainstraße und der Mühlweg Erwähnung.

Sicher ist aber, dass spätestens mit dem Grenzgangsfest des Jahres 1872 sich die ersten Gesellschaften in Anlehnung an ihre Wohngebiete zusammenschlossen. Damit leisteten sie wie auch die Burschenschaften, die sich nach ihren Stammlokalen orientierten, einen wesentlichen Beitrag zur Vorbereitung und Ausgestaltung unseres Heimatfestes. Die Hauptorganisatoren - anfangs der Bürgermeister und die beiden Obersten, später das Komitee und die jeweiligen Obersten und Hauptleute - hatten in den Vorständen der einzelnen Gesellschaften bereitwillige und verantwortungsbewusste Helfer bei der Bewältigung ihrer manchmal recht schwierigen Aufgabe gewonnen.

Der Zusammenschluss von Bürgern auf der Grundlage der Nachbarschaft verfolgt aber auch noch die Absicht, über das jeweilige Fest hinaus aus bloßen Haus- und Straßennachbarn gute Freunde und vielleicht auch Helfer in Notfällen werden zu lassen.

Auch unsere Männergesellschaft kann ihren Ursprung bis in das Jahr 1872 belegen. Zwar fehlen die entsprechenden Akten wie Protokollbücher und Rechnungsnachweise aus jenem Jahr, dafür können wir aber mit berechtigtem Stolz einer Fahne über die Grenze folgen, die laut Aufschrift 1872 von den Bewohnern der Hain- und Mühlwegstraße gestiftet wurde und somit zu den ältesten Grenzgangsfahnen überhaupt zählt.

Freilich dürfen wir unter der damaligen Hainstraße nur deren vorderes Teilstück bis zur Abzweigung des Obermühlsweges verstehen. Weiter westlich lag noch unbebautes Land. An wichtigen Gebäuden in der Hainstraße seien neben den beiden Schulen (Stadtschule und Kgl. Realschule bzw. Realprogymnasium) das Landratsamt (heute Haus Gercke) und das Amtsgericht (heute Metzgerei Unkel) genannt. In der einzigen Nebenstraße, dem Mühlweg, hätten wir damals das Spritzenhaus der Feuerwehr und das Gefängnis sehen können.

Vom nächsten Grenzgangsfest, 1886, lassen sich anhand vorliegender Akten erstmals die Namen derjenigen anführen, die für die Männergesellschaft ehrenamtlich tätig gewesen sind. Es sind die beiden Führer Emil Vomhof und Philipp Dreher sowie der Rechner Carl Schmidt III. Schon damals wurden diese Ämter in freier Wahl vergeben. Die Fahne trugen als jüngste Ehemänner Wilhelm Leydecker, August Cyriax und Carl Schmidt. Die Versammlungen fanden 1886 wie auch 1894 ausschließlich bei Magnus (heute Hainstraße Nr. 29) statt.

Für das Fest 1894 wählte man bereits drei Führer, nämlich Georg L. Gilbert, Karl Leydecker und Martin Wehn. Das lässt den Schluß zu, dass die Zahl der Straßenanwohner sich inzwischen vergrößert hatte. Als Kassierer fungierte wieder der Kaufmann Carl Schmidt, während die Fahne von K. Hosch, W. Ruhl und A. Thome getragen wurde.

1894 feierte die Männergesellschaft aber nicht nur das Grenzgangsfest gemeinsam, sondern errichtete eine Wetterfahne auf dem Altenberg. Dafür mußte der Betrag von 50 Mark aus der Gesellschaftskasse bewilligt werden.

Das Gaststättengewerbe in der Hainstraße muß in den folgenden Jahren eine glückliche Entwicklung genommen haben. Neben dem schon erwähnten Magnus'sehen Saal finden wir den Saal bei Balbach (heute China-Restaurant "Reich der Mitte") und die Gasthäuser Carl Schmidt (später Rotgerber, heute abgerissen), "Krone" (Inh. Seipp, heute Peter Fischer), Wilhelm Nörper (Haus Nr. 65, heute privat) und Gerhard Wwe. (Haus Nr. 56, heute privat) als Versammlungslokale angeführt. Außer den Führern August Cyriax, August Philipp Plitt und Heinrich Hampel (Mühlweg) ist für das Grenzgangsfest 1900 erstmals auch der Name des Reiters, Wilhelm Ruhl, überliefert. Das Rechner- und Schrift-führeramt bekleidete damals Georg Weigel. Als Fahnenträger stellten sich Carl Gilbert, Carl Bastert und Carl Cyriax zur Verfügung.

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass vom Überschuß des damaligen Festes eine Spende von 35 Mark für den Bau des Kreiskriegerdenkmals bewilligt worden ist, wie man überhaupt von da ab dazu überging, gemeinnützige Einrichtungen in der Stadt aus Überschussgeldern der jeweiligen Feste zu fördern.

1907 führte unsere Gesellschaft die Bezeichnung "Männergesellschaft der Hain-, Mühl- und Wiesenwegstraße". Also hatte man mit der Bebauung dieser neuen Nebenstraße begonnen. Sie wurde auch bei der Führerwahl bedacht, denn neben August Cyriax und Julius Hosch führte Carl Pfeil jr. ("Suppes") diesmal die Männer unserer Gesellschaft über die Grenze. Aus den Protokollen des Schriftführers und Rechners Carl Schmidt erfahren wir die Namen der Fahnenträger, Georg Wehrmann, Anton Schwarz und Ernst Unverzagt sowie des Ersatzmannes Richard Kramer. Ihre Versammlungen hielten die Männer bei August Meier (bisher Magnus), Balbach (Pächter Julius Kreutzer), Carl Schmidt, Heinrich Wege (Kurhaus, d.i. Haus Nr. 65), Ferdinand Gerhard und Kronenwirt Seipp ab.

Bei den Zusammenkünften anlässlich jenes Grenzgangsfestes kam erstmals der Gedanke auf, unter tätiger Mithilfe möglichst zahlreicher Bürger einen eigenen Waldfestplatz anzulegen. Deshalb kam man in der Abschlussversammlung überein, den Überschuss für "die Anlegung eines kleinen Platzes im Dappesboden für Abhaltung von kleinen Vergnügungen" zu verwenden. Warum es lediglich bei diesem Beschluß - auch während der folgenden sieben Jahre - geblieben ist, lässt sich aus den vorliegenden Akten nicht ersehen.

Auch 1907 förderte man durch Geldspenden gemeinnützige Einrichtungen in der Stadt. 20 Mark sollten für die Errichtung eines Turmes auf der Sackpfeife verwendet werden, je 7,50 Mark gingen an den Gewerbeverein zur Ergänzung der Bibliothek und an den Geschichtsverein für die Einrichtung eines Museums auf dem Schloss, während dem Grenzgangskomitee 15 Mark überwiesen wurden.

Der wiederum neue Name "Männergesellschaft der Hainstraße, des Mühlwegs, Wiesenwegs, der Lahnstraße (Schulstraße) und der Umkehr (Umdraht)" im Jahre 1914 weist auf die weitere bauliche Erschließung unseres Stadtgebietes hin.

In jenem Jahr bereitete man auf Versammlungen bei August Meier, Julius Kreutzer (nunmehr "Krone"), Balbach (neuer Pächter Wenk), Carl Schmidt und Ferdinand Gerhard wieder einen Grenzgang vor, von dem man nicht ahnen konnte, dass er ein Opfer unglücklicher Politik werden sollte. Führer der Gesellschaft waren damals Gastwirt Carl Schmidt, Karl Meier und Reinhard Weigel, während das Schriftführer- und Rechneramt von Otto Schmidt wahrgenommen wurde. Als Reiter hatte sich Gustav Unkel zur Verfügung gestellt. Die Fahne sollte von den Bürgern Huber, Reif, Johann Schmidt und Karl Schmidt (Mühlweg) getragen werden.

Besonders zu vermerken ist auch, dass das höchste Amt des Grenzgangsfestes, das des Bürgerobersten, von einem Bürger unserer Gesellschaft, Carl Heinzerling (Buchdrucker) übernommen wurde. Nachdem sieben Jahre verflossen waren, erinnerte man sich anscheinend gar nicht mehr des 1907 geäußerten Wunsches, einen Waldfestplatz für die Gesellschaft anzulegen. Jedenfalls kommt es zu einem neuen gleichlautenden Beschluß, "im Dappesboden" mit der Anlage eines Festplatzes zu beginnen. Vorbild sollte derjenige der Männergesellschaft Oberstadt "Am Hasenlauf" sein. Eine Kommission., bestehend aus den Bürgern Karl Heinzerling, Baumeister Achenbach, Hermann Kilian, Kreissekretär Jäger, Steuersekretär Karl Wehn und Georg Weigel, sollten die ersten Vorbereitungen in die Wege leiten.

Bei der Wähl des Platzes, der nach terrassenartigem Ausbau mit Tischen und Bänken ausgestattet werden sollte, erlebte die Kommission auch schon ihre ersten Schwierigkeiten. Eine angrenzende Wiese war erst kürzlich von Direktor Hörenz erworben worden mit der Absicht, sie aufzuforsten. Das hätte aber bedeutet, dass nach einigen Jahren der reizvolle Blick auf die Stadt erheblich beeinträchtigt worden wäre. So bestand die Hauptaufgabe dieser sechs Bürger im Verhandeln mit Direktor Hörenz sowie in der Schaffung eines ersten finanziellen Grundstocks für die zu schaffende Anlage. Eine noch vorhandene Spendenliste weist gezeichnete Beträge von insgesamt 138,55 Mark aus.

Der Beginn des ersten Weltkrieges brachte nicht nur dieses eben begonnene Vorhaben zum Erliegen, sondern erlaubte es den Biedenköpfern überhaupt nicht, ihr geliebtes Grenzgangsfest im August 1914 zu feiern.

Ein Nachtrag unter dem letzten Protokoll unserer Männergesellschaft vom 25. Juli 1914 gibt in knappen Worten Kunde von dem jähen Abbruch der Festvorbereitungen: "Durch Ausbruch des Krieges wurde leider das Fest nicht abgehalten. Sämtliche noch vorhandenen Gelder wurden dem roten Kreuz überwiesen."

Ein erster Abschnitt der Geschichte unserer Männergesellschaft ist damit zu Ende gegangen. Er hat durch die Konstituierung der Straßenanwohner zu einer Gesellschaft auf nachbarlicher Grundlage mit dem Ziel, das jeweilige Grenzgangsfest gemeinsam vorzubereiten und zu feiern, die Richtung gewiesen für unser späteres Tun.

Bis heute hat sich, vergleicht man die Niederschriften über die Grenzgangsversammlungen bis 1914 im Ablauf der Zusammenkünfte bezüglich der organisatorischen Dinge, kaum etwas geändert. Dieses Festhalten an damals geprägten Formen würde man vielleicht gern als leeren Traditionalismus abtun. Es ist aber sicherlich wegen der jahrzehntealten Erfahrung und Bewährung mit ein Grund für das Weiterbestehen unseres Grenzgangsfestes überhaupt.

Als wesentlich und beispielhaft seien hier die folgenden Bräuche erwähnt: Die Führer werden gewählt, ebenso der Schriftführer und Rechner. Es handelte sich also bei unserer Straßengesellschaft schon immer um eine nach demokratischen Spielregeln organisierte Vereinigung. Zu Fahnenträgern bestimmte man die jüngsten Ehemänner.

Als Reiter stellte sich jeweils ein Bürger von sich aus zur Verfügung. Eine bestimmte Form der Spenden bei Wahlen oder Nichtannahme eines Wahlamtes ist ebenso nicht erkennbar wie ein genauer Strafenkatalog. Überhaupt scheint die Finanzierung der frühesten Feste in der Hauptsache durch mehr oder weniger gleiche Beiträge und wenige, dafür aber gewichtigere, Spenden erfolgt zu sein. Einen sicheren Beweis für diese Vermutung könnten Kassenbücher liefern, die jedoch von den ersten Festen nicht mehr vorhanden sind.

Bewährt hatte sich auch der Samstagabend als Versammlungstermin, konnte man doch am Sonntag ausschlafen, wenn man erst "als die Vögel schon ihre lustigen Weisen ertönen ließen, den heimatlichen Penaten zuschwankte".

Eigentlich ist das immer vermerkte späte Ende der Versammlungen gar nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Versammlungsbeginn bis zum ersten Weltkrieg wegen der früher anders geregelten Arbeits- und Geschäftszeiten erst um 22 Uhr sein konnte.

Wenn es überhaupt eines Zeugnisses für das alle sieben Jahre ausbrechende Grenzgangsfieber bedürfte, so ist das Grenzgangsfest des Jahres 1928 der beste Beweis dafür. Immerhin waren seit dem letzten Fest 21 Jahre vergangen, und 14 not- und sorgenvolle Jahre verstrichen, seit man 1914 ein Grenzgangsfest vorbereitet hatte, das dann der Ausbruch des ersten Weltkrieges verhinderte. Ganz sicher mag die Erinnerung an die letzten Feste, 1900 und 1907, dazu beigetragen haben, über manchen persönlichen Kummer und auch über die politischen Enttäuschungen und über die Entbehrungen auf wirtschaftlichem Gebiet leichter hinweg zu kommen. Dass aus ihr jedoch auch wieder ein neues Grenzgangsfest entstehen konnte, ist in erster Linie den Mitbürgern zu verdanken, denen nicht nur die Pflege dieser schönen Tradition am Herzen lag, sondern die auch bereit waren, sich für die Wiedergeburt unseres Grenzgangs nach so langer erzwungener Unterbrechung einzusetzen.

In unserer Gesellschaft war es der bereits für das Grenzgangsfest 1914 gewählte Führer Karl Meier, der nicht nur die Männergesellschaft neu ins Leben rief, sondern ihr auch durch persönliches Engagement wertvolle Impulse gab. In der ersten Versammlung wählte man ihn deshalb auch zum 1. Führer und gab ihm als weitere Führer Karl Leydecker und Karl Wagner und später noch Karl Gade zur Seite. Das seither von nur einem Bürger wahrgenommene Amt des Rechners und Schriftführers teilte man in der Weise auf , dass Karl Rössing den Schriftverkehr erledigte und die Versammlungsprotokolle verfertigte und Ernst Köppe die Kassengeschäfte führte. Gemäß der alten Überlieferung wurde die Fahne auch diesmal wieder von den jüngsten Ehemännern, Eugen Nedele, Fritz Seibel und Karl Hildebrand, getragen. Als Reiter stellten sich der Gesellschaft Ernst Grebe, Friedrich August Hosch, Robert Breidenstein und Theodor Weigel zur Verfügung.

Für unser Männergesellschaft eine große Ehre und für den Grenzgang überhaupt eine schöne Geste war die erneute Wahl unseres Bürgers Karl Heinzerling zum Bürgerobersten, da er doch 1914 sein würdevolles Amt nicht mehr ausüben konnte. Auch der Versuch der vereinigten Männerführer, schon damals den Posten des Männerhauptmanns einzuführen und mit dem Führer Karl Leydecker zu besetzen, gereichte unserer Gesellschaft zur Ehre.

In den vergangenen 21 Jahren war das Stadtgebiet, aus dem unsere Mitglieder kommen, gewachsen und erweitert worden. Die Einladungen zu den ersten Versammlungen spiegelten diesen Umstand wider, indem sie die Bürger der Hainstraße, des Mühlwegs, der Schulstraße, des Wiesenwegs, der Theisenbachstraße, des Kiesackerweges und der Grünewaldstraße ansprachen. Auf eine entsprechende Erweiterung des Gesellschaftsnamens aus diesem Grunde wurde jedoch verzichtet. Vielmehr entschloss man sich zur Vereinfachung und schuf dadurch auch noch die Möglichkeit, weitere eventuelle Neubaugebiete mit einzubeziehen. Fortan wird nur noch die Bezeichnung "Männergesellschaft Hain- und Nebenstraßen" verwendet.

Versammlungslokale waren 1928 Hotel-Restaurant Balbach (Pächter Nieland), Hotel-Restaurant "Zur Krone" (Kreutzer), Hotel-Restaurant H. Zühl (früher Magnus, dann August Meier) und Metzgerei und Gastwirtschaft J. Gercke (früher Kurhaus). Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass man es hinsichtlich der Polizeistunde äußerst genau nahm. Kehrten doch im Kaiserreich laut Protokoll unsere Vorfahren häufig erst bei Tag nach Hause zurück, verstieß im nunmehr freiheitlichen Staat ein Verbleiben im Versammlungslokal nach 1 Uhr gegen das Gesetz.

Aus dem Barüberschuss bei diesem Fest bewilligte die Abschlussversammlung 50 RM dem Komitee, weitere 50 RM für das Alters- und Siechenheim und 100 RM für die Errichtung eines Denkmals zu Ehren der Kriegsgefallenen.

Endlich kam es auch zur Ausführung der schon so lange geplanten Arbeiten am Dappesboden.

Auf nicht aufzuklärende Weise" sind leider die schriftlichen Unterlagen über die Vorbereitungen und die Durchführung des nächsten Grenzgangsfestes, 1935, abhanden gekommen. Da der zeitliche Abstand aber noch nicht so groß ist (geschrieben 1970) und einige Teilnehmer sich noch gut des seinerzeitigen Festes erinnern können, sind wir dennoch in der Lage, die wichtigsten Fakten hier anzuführen.

Die Bürger der Hain- und Nebenstraßen wählten sich zum 1. Führer wiederum Karl Meier. Er wurde bei seinen Führungsaufgaben unterstützt von den Führern Karl Gade, Karl Grebe? Karl Ruhl und Otto Zimmermann. Die Wahl von diesmal fünf Führern zeigt an, dass auch in den vorausgegangenen sieben Jahren die Mitgliederzahl unserer Gesellschaft durch die weitere Bebauung der Neubaugebiete im Westen der Stadt zugenommen hat.

Das Erinnerungsphoto von einer Dappesbodenpartie jenes Jahres läßt als Fahnenträger die Bürger Willi Gilbert und Robert Plack erkennen. Reiter unserer Gesellschaft war 1935 Otto Steber, der uns auch bei späteren Grenzgängen noch öfter als Offizier voran ritt. Aus einer schriftlichen Anmerkung in späterem Zusammenhang lässt sich ersehen, dass die Bürger der Hain- und Nebenstraßen beim Grenzgang 1935 insgesamt 2.140 Liter Bier konsumiert haben.

Das Komitee schuf nun 1935 doch den Posten des Männerhauptmannes. Die Männerführer wählten dazu mit Karl Leydecker einen Bürger unserer Straße.

Als Bürgeroberst Karl Weigel am letzten Grenzstein ein Wiedersehen beim Grenzgang 1942 wünschte, war nicht vorauszusehen, dass wegen des zweiten Weltkrieges 15 Jahre vergehen mussten, bis wieder ein Grenzgang "naus ging". In der Zwischenzeit mussten die Bürger ein weiteres mal über andere Grenzen gehen.

Wegen der erst 1948 erfolgten Währungsreform und des damit späten Einsetzens der wirtschaftlichen Nachkriegsentwicklung musste das an sich für 1949 turnusmäßig vorgesehene Grenzgangsfest um ein Jahr verschoben werden.

Da die Finanzierung des für das Jahr 1950 geplanten Festes voraussichtlich eines der größten Probleme darstellen würde, hatten die einstigen Führer Karl Ruhl und Otto Zimmermann mit Unterstützung des erfahrenen Führers Karl Meier und zahlreicher Helfer bereits im September 1949 damit begonnen, einen monatlichen Beitrag von DM 1,- zu erheben. (Bis August 1950 wären also von jedem Mitglied der Gesellschaft DM 12,- zu erbringen gewesen.) Ein auf diese Weise geschaffener beachtlicher Grundstock von DM 1.100,- ließ die im Mai 1950 beginnenden eigentlichen Vorbereitungen wesentlich leichter fallen.

In den insgesamt sieben Versammlungen der Männergesellschaft, die bei Gercke, im Hotel Balbach (Pächter Ludwig Funk), im Hotel "Zur- Krone" und im Duchmann'schen Saal stattfanden, zeigte sich sehr bald, dass auch die zahlreichen infolge des unglücklichen Kriegsausgangs in Biedenkopf ansässig gewordenen Bürger rasch vom Grenzgangsfieber infiziert worden waren. Einige der "Neubürger", wie man damals zu sagen pflegte, aus den östlichen Teilen unseres Vaterlandes oder aus westdeutschen Großstädten trugen nicht nur oft zu einem abwechslungsreichen Versammlungsablauf bei, sondern waren sogar auch bereit, Posten bei dem traditionellen Fest der neuen Heimatstadt zu übernehmen.

Neben den mit dem Grenzgangsgeschehen schon von Kind auf vertrauten Bürgern Karl Ruhl, Otto Zimmermann, Wilhelm Wehn, Heini Maurer, Willi Bergmann und Robert Plack stellten sich als "Neulinge" auch die Bürger Otto Füssel und Friedrich Siebeneicher als Führer zur Verfügung. Karl Meier stand ihnen als einstimmig ernannter "Ehrenführer" beratend zur Seite. Die Kasse verwaltete Ewald Müller mit Unterstützung durch Ernst Deuschle. Den Schriftverkehr und die Versammlungsniederschriften erledigten die Bürger Julius Hoffmann, Hans Hosch und Heinz Schaufuß. Die oft recht schwierige Reiterfrage löste die Familie Haydn, indem sie mit Albert Haydn sen. und jun. gleich zwei Reiter stellte. Der Tradition entsprechend, wurde die Fahne, die auch diesmal wieder eine neue Schleife als Geschenk der Damen erhielt, von den jüngsten Ehemännern, Walter Bunde und Walter Debus, getragen. Als dritter Fahnenträger stellte sich Kurt Roth zur Verfügung.

Seit 1928 waren über zwei Jahrzehnte verflossen, dass man die Anlage am Dappesboden geschaffen hatte. So waren freiwillige Arbeitsdienste notwendig, um sie wieder in den Stand zu versetzen, der dort Nachfeiern in gewohnter Weise möglich machte. In gleicher Weise ließen sich die Bürger der "Männergesellschaft Hainstraße", so lautet seit 1950 der vereinfachte Name, unter ihrem 1. Führer Karl Ruhl die Instandsetzung des Karls-Borns und der Touristen-Quelle sehr angelegen sein. Diese Arbeiten und auch die gemeinsame Ausschmückung unseres Stadtteiles trugen ganz erheblich zum näheren Kennenlernen alteingesessener und zugezogener Bürgerinnen und Bürger bei.

Nicht unerwähnt bleiben soll die Wahl unseres Bürgers Friedrich August Hosch zum Männerhauptmann. Mit ihm und seinem Adjutanten Waldemar Kramm waren auch bei diesem Grenzgang wieder zwei der höchsten Ämter mit Hainsträßern besetzt worden.

Anläßlich jenes Festes dichtete unser Bürger Ludwig Weiß, der auch in den vorbereitenden Versammlungen häufig durch Heimat- und Mundartgedichte erfreut hatte, das inzwischen nicht mehr wegzudenkende Grenzgangslied, Die Vertonung besorgte mit Günter Seibel ebenfalls ein Bürger unserer Straße.

Vielleicht schon ganz in Vergessenheit geraten ist die Tatsache, dass wir damals noch in starker Abhängigkeit von der US-amerikanischen Besatzungsmacht standen. Das warf für die Verantwortlichen unter anderem die wichtige Frage auf, ob die Führer und Reiter traditionsgemäß mit Säbel am Fest teilnehmen dürften und, wenn ja, woher nach einem verlorenen Krieg mit anschließender Okkupation die vielen Säbel kommen sollten. Für die Hainstraße hatte auf alle Fälle Bürger Heini Bernhardt einen Holzsäbel mit Scheide gefertigt. Dieser Prototyp eines entmilitarisierten Säbels, sehr kunstvoll mit Schnitzwerk und Intarsien verziert, diente noch in mehreren Grenzgängen als "Wanderehrensäbel" zur Bereicherung der Versammlungsprogramme. Zwischenzeitlich ist dieses schöne Stück verschollen und der aktuelle Schriftführer hat es bei seinem Eintritt in die Gesellschaft 1984 schon nicht mehr kennengelernt.

Auch bei späteren Grenzgängen wurde Bürgern der Hainstraße die Ehre zu Teil, als Männerhauptmann bzw. Adjutant des Männerhauptmanns zu fungieren:
1935 Karl Leydecker
1950 Friedrich August Hosch (der laange Hosch) mit Adjutant Waldemar (Waldi) Kramm
1956 Wilhelm Wehn mit Adjutant Albert Unverzagt (MG Stadtgasse)
1963 Ernst Cyriax mit Adjutant Karl-Heinz Kraft
1977 Karl Heinz Schneider mit Adjutant Günter Reinhardt (MG Hospitalstraße)
1991 Kurt Kunkel mit Adjutant Herbert Bodenbender
2019 Jens Gemmecke mit Adjutant Sven Kunkler

Die beim Grenzgangsfest des Jahres 1950 erreichte hohe Mitgliederzahl ließ bereits in den ersten Versammlungen zur Vorbereitung des nächsten Festes, 1956, den Gedanken an eine Teilung der Gesellschaft aufkommen. Gedacht war an eine Abtrennung der hinteren Hainstraße und des Wohngebietes beim Landratsamt, Es blieb jedoch einstweilen bei der Diskussion dieser Frage. So hatte der 1. Führer Friedrich Stoppel wiederum die stärkste Männergesellschaft über die Grenze zu führen. Ihm standen als Führer zur Seite Fritz Seibel, Heinz Bielefeld, Heinz Schäfer, Willi Braun, Kurt Achenbach und Otto Friedrich. Der bereits bewährte Rechner von 1950, Ewald Müller, wurde unterstützt von Willi Bergmann, während Franz von Fisenne als Schriftführer tätig wurde.

Die bei Gercke, Duchmann (Pächter Powel) und Balbach (Pächter Sepp Fischer) abgehaltenen Versammlungen erfuhren eine besondere Bereicherung durch die Stiftung eines kleineren Grenzsteins durch beide Bürger Albert Haydn sen. und jun. Auf ihm konnte mancher Bürger bereits in der Vorgrenzgangszeit mit der Gepflogenheit des Huppchens vertraut gemacht und der Kasse der Gesellschaft auf diese Weise manche Mark zugeführt werden.

Die Finanzierung des Festbieres glaubte man über diese und andere Spenden sowie über verhängte Strafen hinaus durch die Erhebung eines allgemeinen Beitrages von insgesamt DM 18,- pro Bürger sichern zu können.

Als Reiter meldeten sich 1956 Friedrich Reibert und Otto Steber, wovon letzterer vom Bürgeroberst zu einem seiner Adjutanten gewählt wurde. Mit ihm und Wilhelm Wehn als Männerhauptmann war unsere Gesellschaft abermals im Stab des Grenzgangsfestes vertreten.

Durch Holzfällungen im Bereich des Dappesbodens hatte unsere Anlage sehr gelitten. Sie mußte in den Sommermonaten renoviert werden, damit sie für Nachfeiern zur Verfügung stand. Alle diese Vorbereitungen in Versammlungen der Männer, in gemeinsamen Versammlungen mit den Bürgerinnen, in Vorstandsbesprechungen und beim Arbeitsdienst am Dappesboden trugen auch diesmal wieder bei zum besseren Kennenlernen und zur erforderlichen Einmütigkeit an den drei Grenzgangstagen.

Hatten die Bürger gelobt, "der Fahne der Hainstraße über Stock und Stein, bei Wind und Wetter über die Grenze zu folgen", so hielten sie ihr Versprechen auch, als der 1. Führer Stoppel das Kommando zum Antreten gab und die Bürger Hans Fischer, Peter Roemer und Eckhard Muth die nun über achtzig Jahre alte Fahne der Gesellschaft vorantrugen.

Beim Frühschoppen am Sonntag nach drei fröhlichen Festtagen erstmals ersonnen, setzte sich in der Abschlussversammlung der Gedanke durch, die Aktivität der Bürger der Hainstraße auch in den Jahren zwischen den Festen zu erhalten. Man entschloß sich zu dem Versuch, unter der Gesellschaftsbezeichnung "Innerm Haa" (Unter dem Hain) den Zusammenhalt der Bürger durch gemeinsame Veranstaltungen weiter zu pflegen. Ein besonderes Verdienst gebührt hierbei neben dem 1. Führer Friedrich Stoppel dem Bürger Heinrich Klein. Beide förderten durch ihre Ideen und ihren persönlichen Einsatz das begonnene Werk.

Sichtbarer Beweis ihrer Tätigkeit war die Einweihung eines neuen Waldfestplatzes am Nordhang des Altenberges, der sogenannten "Latteboah" (Lattenbahn, da dort früher einmal in einer heute noch sichtbaren Waldfurche Baumstämme - vermutlich für den Bau der alten Stadtschule - zu Tal geschleift worden waren). Diese in Gemeinschaft mit der Revierförsterei Schwarzenberg erstellte Anlage hat seitdem nicht nur der Männergesellschaft Hainstraße, sondern auch zahlreichen anderen Vereinigungen und vor allem auch vielen Kurgästen die Abhaltung zünftiger Kartoffelbratpartien ermöglicht.

Das Problem einer Teilung der Männergesellschaft Hainstraße kam auch bei Beginn der Vorbereitungen für den nächsten Grenzgang, 1963, wieder zur Sprache. Es wurde vor allem auch unter dem Blickwinkel gesehen, dass die Einnahmen unter der Fahne auf den Frühstücksplätzen bei größeren Gesellschaften nicht höher seien als bei kleineren. So entfiele auf den einzelnen Bürger natürlich weniger, wenn er einer großen Gesellschaft angehört. Aber auch diesmal blieb es bei der Diskussion; ein Teilungsbeschluss wurde nicht gefasst. So hatte der 1. Führer Ernst Cyriax wiederum das schwierige Amt, eine große Gesellschaft "unter einen Hut zu bringen". Er brauchte diesen Posten jedoch nicht lange auszuüben, denn man wählte ihn zum Männerhauptmann. Als Adjutanten erkor er sich mit Karl-Heinz Kraft ebenfalls einen Bürger unserer Straße. Von da ab fungierte Dr. Kurt Lettermann als 1. Führer, unterstützt von den weiteren Führern Hans Lettmann, Peter Roemer, Siegfried Knappmann, Norbert Kreutz und Karl Zimmermann. Mit der Wahl eines so jungen Führerkorps hatte man gehofft, auch im Hinblick auf spätere Grenzgänge eine gewisse Kontinuität bei den Vorstandsämtern zu schaffen. Die folgenden Protokolle der Grenzgangsvorbereitungen 1970 zeigen jedoch, dass diese Rechnung nur teilweise aufging.

Um die finanziellen Verpflichtungen erfüllen zu können, beschlossen unsere Bürger einen Grundbeitrag von DM 18,-. Die Verwaltung dieser Einnahmen sowie das Kassieren der Strafen und Spenden in den Versammlungen übernahm Bürger Karl-Heinz Klein mit Unterstützung durch Bürger Walter Schellberg. Für die Protokolle und die Erledigung des umfangreichen Schriftverkehrs wählte man Bürger Hans Geidies und zu dessen Unterstützung Bürger Horst Klamberg.

Wiederum zwei Bürger erklärten sich bereit, für die Hainstraße zu reiten: Walter Debus und Ernst Meyer. Unseren dritten Reiter, Otto Steber, erwartete eine andere Aufgabe, da man ihm als Bürgerobersten ein verantwortungsvolleres Amt übertrug.

In den Versammlungen, die bei Gercke, Balbach (Pächter Sepp Fischer), Schaufuß ("Lippserei") und Duchmann (Pächter Georg Härtling) stattfanden, wurde auch eine für die Zukunft zu begrüßende Angelegenheit gelöst: Durch gezielte Spenden einiger Bürger stehen der Männergesellschaft nunmehr so viele Säbel mit Gehänge zur Verfügung, dass sie ihre Führer und Reiter jeweils damit dekorieren kann. - Damit wurde auch die Frage der Aufbewahrung des Gesellschaftseigentums aufgeworfen. Eine Lösung stellt eine von Bürger Heini Bernhardt meisterhaft gefertigte Truhe dar, die alle alten Akten, die Fahne mit Schleifen und Schärpen, die Säbel sowie alle anderen Utensilien aufnehmen kann und die zwischen den Grenzgängen im Grenzgangszimmer des Hinterlandmuseums ihren Platz findet.

Auf Vorschlag des Führers Roemer begannen einige Bürger damit, Bilder (Photos) von früheren Grenzgängen zu sammeln. Eine Erweiterung erfuhr die begonnene Sammlung dadurch, dass auch Ansichten von Alt-Biedenkopf mit einbezogen wurden. Die Reproduktion aufgefundener alter Aufnahmen wurde seitens des "Hinterländer Anzeigers" finanziell unterstützt, da dessen Redaktion ebenfalls ein Interesse an einer Archivierung solchen Bildmaterials besass.

Nachdem sich mit den Bürgern Gerhard Benner, Karl Ott und Arno Mauer auch die Fahnenträger gefunden hatten, stand der Abhaltung des Grenzgangsfestes nichts mehr im Wege. Hätte man auf das Wetter Einfluss nehmen können, hätte man es bestimmt getan. Denn einen Grenzgang unter solch ungünstigen Wetterverhältnissen wie 1963 hat es bisher nicht gegeben. Ein Glück war es, dass die nachfolgenden Fasspartien unter einem besseren Stern standen.

Der Größe der Gesellschaft und dem allgemeinen Wohlstand entsprachen auch die Einnahmen und Ausgaben. Vom Überschuss kaufte der Vorstand nach Rücksprache mit der damaligen Oberschwester vier Tischchen für Patientenzimmer des hiesigen Krankenhauses. Ein verbleibender Rest diente zur Finanzierung der Nachfeiern am Dappesboden und an der "Latteboah" sowie als Grundstock für den Grenzgang 1970.

Durch fast ein Jahrhundert sind die Bürger der Hainstraße und der inzwischen recht zahlreichen Nebenstraßen ihrer Fahne gefolgt, wenn der Bürgeroberst das Kommando gab: "Grenzgang! Marsch!"

Diese Ausarbeitung des Bürgers Günter Bäumner († 2000) endet mit den Worten:

"Über staatspolitische Veränderungen hinweg haben sich in unserer Gesellschaft manche Bräuche bei der Vorbereitung und bei der Durchführung der Grenzgangsfeste erhalten. Einzelne sind durch neue ersetzt worden, weil ein anderer Zeitstil es erforderlich machte. Geblieben ist aber das Bestreben, durch die Geselligkeit in den Versammlungen und durch das gemeinsame Erleben des Grenzbegangs aus nur zufällig im gleichen Stadtgebiet wohnenden Mitbürgern gute Nachbarn und Freunde werden zu lassen.

Der Grenzgang 1970 sah in der Hainstraße wiederum, wie schon 1963, Dr. Kurt Lettermann im Amt des 1. Führers. Arno Mauer, Gustav Herrmann und Günter Bäumner waren neben dem Reiter Albert Haydn jr. die weiteren Säbelträger. Auch Karl-Heinz Klein und Hans Geidies wurden wieder zum Rechner bzw. Schriftführer gewählt, assistiert von den Bürgern Hajo Groh und Karl Zimmermann. Um die „Last“ des Fahnentragens auf mehrere Schultern zu verteilen wurden erstmals neun Fahnenträger bestimmt: Werner Herrmann, Peter Lang und Heinz Liebetrau (1. Tag), Manfred Frank, Thomas Wilke und Richard Runzheimer (2. Tag) und Dieter Wolf, Wilfried Kreimeyer und Georg Grafe (3. Tag).

Das Grenzgangsjahr 1970 sah eine herausragende Leistung der Männergesellschaft Hainstrasse im Bezug auf ihren Waldfestplatz. Auf dem vor dem Grenzgang 1963 entstandenen Platz an der "Lattenbahn" hatten sich seine Erbauer wohl nie richtig heimisch gefühlt. Seine Anlage war, geländebedingt, zu weit auseinander gezogen und ließ wenig Gemütlichkeit aufkommen, zumal auch noch ein öffentlicher Waldweg mitten durch die Anlage führte. Und obwohl im Jahre 1966 ein Unwetter am Dappesboden verheerende Verwüstungen angerichtet hatte, größte Bäume waren entwurzelt worden, Tische und Bänke zertrümmert, entschloss sich die Gesellschaft an den Dappesboden zurück zu kehren. In einer beispiellosen Aktion wurden durch Bürgerfleiss in nur knapp vier Monaten die Trümmer beseitigt und eine neue Anlage errichtet, die pünktlich zum Grenzgangsfest fertig war.

Ein tiefer Einschnitt für unsere Gesellschaft war im 70er Grenzgang die Abspaltung der Männergesellschaft "Am Hasenlauf". Die Mitgliederzahl der Hainstraße war aber inzwischen derart angestiegen, dass eine ordnungsgemäße Duchführung von Versammlungen und Gesellschaftsfeiern nicht mehr möglich schien und auch ungemütlich wurde. Im Juli 1970 fand die Fahnenweihe der neuen Gesellschaft statt und es zog eine weitere Gesellschaft über die Grenze.

Nach dem Grenzgang beschloss der Vorstand, die Versammlungsprotokolle der Männer und Frauen, aufgelockert mit Gedichten, vor allem von Karl Matthes, und Zeichnungen Robert Bergmanns, Berichte der Rechner, Mitgliederlisten und ähnliches als Buch „Rund um den Grenzgang 1970“ zu erstellen und somit den Bürgern eine bleibende Erinnerung zu schaffen.

Seither ist mit dem Buch „Rund um den Grenzgang 2019“ das achte Werk dieser Reihe erschienen.

In Amt und Würde im Grenzgangsjahr 1977 wurde wiederum Dr. Kurt Lettermann zum 1. Führer gewählt und führte damit die Gesellschaft zum dritten mal in einen Grenzgang. Weitere Führer waren Arno Mauer, Georg Grafe, Hajo Groh und Dieter Wolf. Reiter waren Horst Künkel und Heinz Acker. Rechner war Hans Wingender, assistiert von Horst Lehmann, und Schriftführer Werner Stallmann zusammen mit Eckhardt Debus. Als Fahnenträger wurden bestimmt bzw. stellten sich zur Verfügung: Michael Geidies, Gustav Herrmann, Peter Kraft, Kurt Kunkel, Erich Lettermann, Heinz Lichtenthäler, Fritz Reinelt, Hajo Schmidt und Ernst Thielmann. Die Wahlen zu weiteren Ehrenämtern wie Fassmeister, Truhenwart, „Stääschlääfer“, Sanitäter, Heftpflasterträger u.ä. sorgten in den Versammlungen wie auch in den Grenzgangsjahren davor und danach für viel Spaß, Kurzweil und Spenden.

Eine ganz neue Führerriege wurde zum Grenzgang 1984 erkoren. Kurt Kunkel wurde zum 1. Führer, Eckhardt Debus, Erich Lettermann, Helmut Kraft, Horst Lehmann und Heinz Lichtenthäler zu weiteren Führern gewählt. Als Reiter stellte sich noch einmal nach 1963 Walter Debus der Gesellschaft zur Verfügung. Gustav Herrmann und Jürgen Klein übernahmen die Rechner-, Werner Stallmann und Wolfgang Franke die Schriftführeraufgaben. Die Fahne wurde getragen von den Bürgern Robert Bergmann jun., Herbert Bodenbender, Dr. Eberhardt Deuschle, Andreas Härtling, Dieter Klein, Harald Künkel, Peter Lang, Jürgen Meyer und Roman Papasz.

1991 wurde Eckhardt Debus zum ersten, Jürgen Klein, Heinz Lichtenthäler, Volkhard Ferchland, Martin Jowanowitsch und Werner Herrmann zu weiteren Führern gewählt. Peter Plaum ritt der Gesellschaft voran. Rechneraufgaben übernahmen Franz-Josef Zimmermann, Dieter Benzin und Armin Genz, die schriflichen Belange Gustav Herrmann und Karl Stark. Die Bürger Wolfgang Bartoschik, Holger Jung und Peter Neumann trugen die Fahne am 1., Roland Schäfer, Jürgen Roemer und Wolfgang Balzer am 2. und Christian Waid, Herbert Müller und Helmut Kunkel am 3. Tag.

In diese Grenzgangsperiode fiel im Jahre 1997 das 125jährige Jubiläum unserer Fahne, das mit einer Feier am Dappesboden gebührend gewürdigt wurde. Den Festvortrag hielt Günter Bäumner.

Auch 1998 erhielt Eckhardt Debus wieder das Vertrauen der Gesellschaft, die ihn erneut zum 1. Führer kürte. Weitere Führer wurden Jörg Mauer, Herbert Bodenbender, Herbert Müller, Volker Schneider und Kurt Kunkel, Reiter Eckhard Hentschel. Die Bürger Daniel Cueille, Thomas Bauer und Detlef Meyer bildeten die Rechnerriege, während Gustav Herrmann erneut zum Schriftführer gewählt wurde. Ihm assistierte Hans-Ulrich Kaufmann. Die Jungbürger Frank Benner, Jens Gemmecke, Michael Heidbrink, Jens Hilberseimer, Michael Kalb, Uwe Metzger, Marc Milchsack, Thomas Zaun und Volker Zimmermann durften die Fahne über die Grenze tragen und auf dem Frühstücksplatz über den zahlreichen Gästen schwenken, die die Männergesellschaft Hainstraße begrüßen konnte.

Zum Grenzgang 2005 trat der zweimalige 1. Führer Eckhardt Debus nicht mehr zur Wahl in den Vorstand an. Sein Nachfolger als 1. Führer wurde Jörg Mauer, unterstützt von Volker Schneider, einem weiteren Mitglied der 98er Führerriege, und den weiteren Führern Marc Milchsack, Jens Gemmecke, Uwe Fischer und Werner Schwald. Als Reiter stellte sich Harald Künkel der Gesellschaft zur Verfügung. Rechner wurden Stefan Grix, Daniel Cueille, Günther Wasner und Albert Genrich, Schriftführer Gustav Herrmann und Dr. Eberhardt Deuschle. Die Ehre, die Fahne über die Grenze zu tragen, fiel den Bürgern Joachim Dreher, Stefan Gaschler, Martin Waid, Hans-Jürgen Heinrich, Uwe Kraft, Sven Kunkler, Timm Groß, Dieter Lichtenthäler und Detlef Meyer zu. Der ursprünglich vorgesehene Fahnenträger Lars Gemmecke war leider erkrankt.

Nach dem Grenzgang wurden wieder einmal umfangreiche Arbeiten am Dappesboden notwendig. Am 18. Januar 2007 fegte der Orkan Kyrill mit Windgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h über Deutschland hinweg und richtete immense Schäden an. Auch der Dappesboden blieb nicht verschont und bot am nächsten Tag ein Bild der Verwüstung.

Dem Gemeinschaftssinn einiger weniger Bürger der Hainstrasse und etlicher Balbach-Burschen ist es zu danken, dass der Dappesboden recht rasch wieder begehbar hergerichtet wurde und die Schäden am Dach der Toilettenanlage beseitigt werden konnten. Weitere Schäden, z.B. am Dach des Thekenhäuschens, erforderten aber grösseren Aufwand. Der Windwurf in unmittelbarer Nachbarschaft der Anlage machte die Durchführung von Festen zunächst allerdings unmöglich, so dass Ausweichquartiere gesucht werden mussten.

Bis zum Spätsommer stand der Dappesboden aber wieder zur Verfügung, so dass dem traditionellen Kartoffelbraten nichts im Wege stand und es bei bestem Wetter stattfinden konnte.

Im Gefolge von Kyrill regten einige Bürger, namentlich seien genannt Dieter Anders und Wolfgang Franke, an, den Dappesboden neu zu gestalten. Diese Idee fand viele Befürworter in der Gesellschaft und also erging in der Jahresversammlung 2007 der Beschluss zur Neugestaltung der Anlage, begleitet von einer grossen Spendenbereitschaft. Unser Gesellschaftsarchitekt Stefan Gaschler erstellte einen Plan für eine neue Anlage und nachdem die Baugenehmigung durch die zuständigen Behörden erteilt war, rückte am 7. Juni 2008 schweres Gerät an und der erste Spatenstich konnte erfolgen.

Bis heute (2021) wird diese neue Anlage von der Gesellschaft gerne zu allerlei "Filetchen" genutzt.

Der Grenzgang 2012 sah unter der Leitung des 1. Führers Plitt eine, bis auf den 2. Führer Jens Gemmecke, komplett neue Führeriege, zu der noch Stefan Weis, Hans-Jürgen Heinrich und Frank Heidbrink gehörten. Als Reiter stellten sich die Bürger Martin Kraft und Axel Schlicker der Gesellschaft zur Verfügung. Die Rechnerriege bestand aus Albert Genrich, Hans-Georg Kringe, Andreas Lalla, Armin Genz ("Alter Schwede"), Herbert Müller und Volker Stark. Für die Schriftführung zeichneten Swen Genz ("Junger Schwede") und Stefan Gaschler verantwortlich. Als Fahnenträger fungierten Stefan Debus, Thomas Nonas, Andreas Lalla, Sascha Wolf, Georg Zindel, Christian Groh, Thomas Böhle, Martin Fischbach und Jürgen Zimmermann.

Zu unser aller Glück konnte der Grenzgang 2019 turnusgemäß erfolgen. Ein Jahr später, und unser Fest wäre der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen.

So wurde die Gesellschaft "bei Wind und Wetter über Stock und Stein" vom erneut gewählten 1. Führer Markus Plitt über die Grenze geführt. Ihn unterstützten die Führer Swen Genz, Thomas Schmidt, Uwe Metzger, Stefan Gaschler und Jens-Oliver Schmidt. Als 3. und 4. Führer waren zunächst die Bürger Jens Gemmecke und Sven Kunkler gewählt worden, Jens Gemmecke wurde aber die Ehre zu Teil, zum Männerhauptmann gewählt zu werden und er erkor sich Sven Kunkler zum Adjutanten.

Drei Reiter stellten sich der Gesellschaft zur Verfügung: Martin Kraft, Dr. Michael Weiler und Thomas Winzer, aber wieder wurde ein Bürger der Hainstraße zu höherem berufen. Der Bürgeroberst wählte sich unseren Reiter Kraft zu einem seiner Adjutanten.

Schriftführer waren Dr. Eberhardt Deuschle und Mark Milchsack, während die Rechnerriege des Grenzgangs 2012 fast vollständig auch in 2019 zur Verfügung stand: Albert ("Yellow Eagle") Genrich, Hans-Georg Kringe, Andreas Lalla, Herbert Müller und Volker Stark.

Mit der Jahresabschlussversammlung 2019 fand zunächst einmal die letzte Veranstaltung der Männergesellschaft statt. Alle für das Jahr 2020 vorgesehenen Feste fielen der Corona-Pandemie zum Opfer und erst jetzt, im August 2021, besteht wieder die berechtigte Hoffnung, im September unseren traditionellen "Brott" am Dappesboden durchführen zu können.

Neben den hier namentlich genannten Würdenträgern haben noch ungezählte Bürger zum Leben und Fortbestehen der Gesellschaft beigetragen, sei es durch Übernahme eines der vielen notwendigen Ämter wie Fass- oder Bratmeister, Platzwart und Fahnenobmann und und und...., die sogenannten Bürdenträger, oder durch ihr tatkräftiges Anpacken bei z.B. den Arbeiten beim Bau und der Instandhaltung unserer Waldfestplätze oder dem Ausschmücken der Hainstraße zu den Grenzgangsfesten.

Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass Bürger der Hainstraße immer wieder als Mitglieder in das Grenzgangskomitee berufen wurden und an dieser Stelle an der Organisation unseres Heimatfestes mitgewirkt haben.

In neuerer Zeit: Thomas Böhle, Willi Braun, Volkhard Ferchland, Helmut Kraft, Karl-Heinz Schneider.

Unser Bürger und Führer Günter Bäumner († 2002) wurde 1997 wegen seiner Verdienste um die historische Erforschung des Grenzgangs in der Generalversammlung des Grenzgangsvereins zum Ehrenmitglied gewählt.

Biedenkopf, im August 2021 Dr. Eberhardt Deuschle

G. Bäumner († 2002) (bis incl. Grenzgang 1963); ergänzt und fortgeführt von Gustav Herrmann († 2010) und Dr. Eberhardt Deuschle