Die Ersterwähnung des Kroggelchens in den Protokollen der Hainstraße, das in der neueren Geschichte der Männergesellschaft immer eine wichtige Rolle spielte, fällt in das Grenzgangsjahr 1970. In der Gründungsversammlung am 30. April im Hotel Gercke wurde der Gesellschaft ein vom Bürger Arno Mauer gestiftetes kleines Schnapsfässchen mit Zapfhahn vorgestellt, das von nun an Kroggelche genannt wurde. Bei der Frage, wie das Kroggelche in Zukunft zu Nutzen sei, lag die Antwort natürlich nahe. Wie soll ein Schnapsfässchen wohl genutzt werden? Der Bürger Heini Maurer ("Schnaps-Wagner") wurde als Fachmann damit beauftragt, das doch schon recht betagte Fässchen in einen solchen Zustand zu versetzen, dass es den Belastungen durch eine ordentliche Schnapsfüllung standhalten könne und die erste Füllung vorzunehmen.
Bürger Maurer behauptete aber für die Heimbringung des Kroggelchens eines Schläfers (Schläfer von schleifen!) zu bedürfen. Führer Kurt Lettermann und Bürger Haydn nahmen die Forderung auf und Bürger Haydn bot an, am nächsten Tag mit einem Gabelstapler zu kommen, wenn Bürger Maurer mit seinem LKW vor dem Versammlungslokal zum Aufladen stehen würde. Der Bürger Zimmermeister Cyriax wurde verpflichtet, einen Verschlag um das Kroggelchen zu bauen, damit es beim Transport ordentlich gesichert sei.
Gesagt, getan! Am 1.Mai fand der "Schwertransport" statt, der das Kroggelche über immerhin sage und schreibe gut 500 m vom Versammlungslokal in die vordere Hainstraße beförderte. Der Bürger Robert Bergmann hat dieses denkwürdige Ereignis in einer wunderbaren Zeichnung für die Nachwelt festgehalten.
Bis zur nächsten Versammlung hatte der Bürger Maurer das Kroggelche in Stand gesetzt und der Bürger Frankenberg hatte es gestrichen und einen passenden Ständer angefertigt. Die erste Füllung übernahm der 2. Führer Arno Mauer.
Seitdem ist das Kroggelchen fester Bestandteil der Gesellschaft und steht bei jeder Versammlung gefüllt (oftmals mehrfach nachgefüllt!) auf dem Vorstandstisch.
Aufbewahrt wurde es oftmals in den Versammlungslokalen oder bei Vorstandsmitgliedern oder, zwischen den Grenzgängen, in der Truhe.
Dabei kam es im Grenzgangsjahr 1991 zu einem Eklat. Bei der im Schützenhaus stattfindenden 4. Versammlung sorgte plötzlich ein Fahrer der Firma Bodenbender-Kanalreinigung in Arbeitskleidung für allgemeine Heiterkeit und Trubel, als er mit dem Hinweis eintrat, er sei mit zwei Spezialfahrzeugen herbei beordert worden, ein Fass auf dessen mysteriösen Inhalt hin untersuchen zu sollen.
Bald war jedem klar, dass heute hier das Kroggelchen auf seine Dichtigkeit und endodermen Zustand hin zu untersuchen sei.
Die Sitzung wird vom 1. Führer unterbrochen, damit die Bürger vor dem Schützenhaus die beginnenden Aktivitäten mit Spezialmess- und Reinigungsgeräten genauer registrieren können. Mittelpunkt allen Geschehens ist das dort sorgfältig auf dem Pflaster vorm Eingang deponierte Kroggelchen. Beeindruckend die fachmännische Sorgfalt, mit der man dem Kroggelchen zu Leibe rückt.
Das alles erläutert der Bürger Bodenbender recht anschaulich und gibt zu verstehen, dass das .Kroggelchen schliesslich mit 200 Atü Spüldruck gereinigt werden müsse. Aus Sicherheitsgründen begibt sich deshalb die Gesellschaft wieder ins Lokal. Derweil hat Bürger Schröder in technischer Glanzleistung eine Schaltung via Satellit herbeigeführt, so dass die Gesellschaft die 'Kroggelchen-Prozedur' auf's Genaueste am Fernsehschirm miterleben kann.
Wie wir alle feststellten und was im anschliessenden vom Computer erstellten Dokumentationsbericht zum Ausdruck kommt, war das Kroggelchen derart versifft, sogar eine mumifizierte Spinne lag darin, dass laut Bürger Bodenbender nur noch eine Spülung mit einer Wacholderlösung helfen konnte. Der Untersuchungsbericht gibt die abschliessende Empfehlung: "Um in Zukunft ähnlichen Problemen vorzubeugen, empfehlen wir eine regelmässige Kontrolle des Aufbewahrungsortes und des Inhaltes des Kroggelchens durch eine Abordnung der Männergesellschaft."
Da das Kroggelche zuvor in der Obhut des Führers Kunkel gewesen war erhob sich natürlich die Frage an ihn, wie er sich denn zu diesem skandalösen Zustand des Kroggelche verhalten wolle. Führer Kunkel: "Für jedes der sechs Spinnenbeine gebe ich einen Liter." Daraufhin der Bürger Dr. Scheerer: "Führer Kunkel hat in der Schule nicht aufgepasst, die Spinne hat acht Beine!" Es war sehr schwierig, Führer Kunkel davon zu überzeugen, dass er seine "Strafe" auf 8 l aufstocken müsse.
Seitdem tut das Kroggelchen immer gut gepflegt bis heute seinen Dienst, erfreut sich (oder ist es der Inhalt?) immer großer Beliebtheit und sorgt regelmäßig für helle Aufregung, wenn es nicht auf dem Vorstandstisch steht.